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Geschichte - 5. Bartholomäusnacht

1. Wie die Hugenotten zu ihrem Namen kamen
2. Geschichtlicher Überblick von Calvin bis zum Großen Kurfürsten
3. Hugenotten in Frankreich - die französische Reformbewegung
4. Der französische Reformator Calvin
5. Bartholomäusnacht - der erste Pogrom der Neuzeit
6. Vom Edikt von Nantes 1598 zum Edikt von Fontainebleau 1685
7. Die Flucht der Hugenotten
8. Landkarten

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Das Leben und Wirken des Genfer Reformators Johannes Calvin (von Jochen Desel)

Der erste Pogrom der Neuzeit

Bartholomaeusnacht - Kupferstich: Jan Luyken
Bartholomäusnacht
Kupferstich: Jan Luyken

Ausgerechnet in dem wirtschaftlich und kulturell fortschrittlichen europäischen Land Frankreich fand der erste Pogrom der Neuzeit, die Pariser Bluthochzeit der Bartholomäusnacht statt.

Im Morgengrauen des 24. August 1572 läutete die Sturmglocke der Pariser Kirche Saint-Germain l'Auxerrois das Morden ein. Es starben ca. 2.000 Hugenotten in den Häusern und Straßen der Hauptstadt, in den anschließenden Wochen ca. 10.000 Hugenotten in anderen Städten Frankreichs.

Soldaten des Herzogs Heinrich I. von Guise (1550-1588, genannt le balafré, der Narbige), Pariser Hilfstruppen und das unzufriedene Hauptstadtproletariat waren die Ausführenden. Im Hintergrund hatten außenpolitische Gründe zu dem Morden geführt.

Das Edikt von St. Germain

Im August 1570 hatte das Edikt von St. Germain den dritten Hugenottenkrieg beendet. Die Heirat des Protestantenführers Heinrich von Navarra (1553-1610) mit der katholischen Margarete von Valois (1553-1615), der Tochter der ehrgeizigen Katharina von Medici (1519-1589) sollte dem Frieden zwischen den verfeindeten Parteien des Landes dienen.

Die königliche Hochzeit fand in Gegenwart vieler hugenottischer Adligen des Landes statt, die aus diesem Anlass in die Hauptstadt gekommen waren.

Attentat auf den Hugenottenführer

Gaspard de Coligny
Gaspard de Coligny

Dem Anführer der Hugenotten, Admiral Gaspard de Coligny, der das Vertrauen des jungen und schwachen Königs Karl IX. (1550-1574) besaß, war die katholische Partei zu mächtig geworden.

Als er den König für eine Hilfsexpedition in die Niederlande gegen das katholische Spanien gewonnen hatte, versuchte Philipp II. von Spanien mittels eines gedungenen Mörders Coligny zu beseitigen. In einem Attentat am 22. August 1572 wurde der Hugenottenführer aber nur leicht verletzt.

Jetzt ging die prospanische katholische Partei aufs Ganze. In der durch große Sommerhitze, Wassermangel und soziale Spannungen auf Siedehitze gereizten Stadtbevölkerung konnte schon ein kleiner Funke zu einem Flächenbrand führen. Das geschah, als die Kirchenglocken den Mord an den Protestanten in Paris einläuteten. Vorher war König Karl IX. von Frankreich auf die Seite der Feinde Colignys gezogen worden.

Das Morden beginnt

Coligny's Kopf wird Katharina von Medici gebracht
Coligny's Kopf wird Katharina von Medici gebracht

Die Mordtruppen standen unter dem Kommando des Herzogs Heinrich von Guise. Zuerst wurde Coligny in seinem Haus in der heutigen Rue de Rivoli, ca. 400 Meter vom Louvre entfernt, enthauptet. Seine Mörder warfen den Leichnam aus dem Fenster auf die Straße, wo Heinrich von Guise seinen Tod konstatierte.

Die entfesselte Menge ermordete die nach Paris zu den Hochzeitsfeierlichkeiten gereisten Hugenotten, und zwar unterschiedslos Männer, Frauen und Kinder.

Von dem Massaker wurden wegen ihres hohen Ranges jedoch Heinrich von Navarra und Heinrich von Condé (1552-1588) verschont.

Verantwortliche brüsten sich oder schweigen angesichts der Mordtaten

Am 26. August 1572 übernahm Karl IX. in einer Erklärung die Verantwortung für die Mordtat. Die eigentlichen Verantwortlichen waren jedoch das katholische Spanien, der Herzog Heinrich von Guise (1550-1588) und eine katholische Kirche, die alles stillschweigend duldete.

Papst Gregor VIII. (1502-1585) ließ in Rom sogar eine Siegesmedaille mit der Aufschrift prägen: Niedermetzelung der Hugenotten (Ugonottorum Strages 1572) und gab bei dem bedeutenden italienischen Renaissancemaler Giorgio Vasari (1511-1574) ein Historienbild in Auftrag, das noch heute als dreiteiliges Fresko in der Sala Regia des Vatikans in Rom zu sehen ist. Diese Bilder des Schreckens feiern den Triumph der vorgeblich gerechten Sache.

Dem Morden in Paris folgten Massaker in vielen Städten des Landes, u. a. in Orléans, Meaux, Bourges, Albi, Rouen im September; in Toulouse, Gaillac und Bordeaux im Oktober. Deshalb hat der französische Historiker Jules Michelet mit Recht festgestellt: Die Bartholomäusnacht war nicht nur ein Tag, es war eine Saison.

Politische Auswirkungen der Massaker

Heinrich III
Heinrich III

Die politischen Auswirkungen der Bartholomäusnacht waren eher nachteilig für die Anstifter. Das Morden in Paris hatte europaweites Entsetzen ausgelöst. In den protestantischen Ländern wuchs die Bereitschaft, den Hugenotten mit Hilfsmitteln und Hilfstruppen zur Seite zu stehen.

Nur vier Jahre später musste Heinrich III.(1551-1589), der Nachfolger des früh verstorbenen Karls IX. auf dem französischen Königsthron, die Ereignisse in Paris offiziell missbilligen.

Darüber hinaus hatte der Überfall auf die Hugenotten dazu geführt, dass sie sich verstärkt als politische Partei organisierten, um auf Gewalttaten wie die Bartholomäusnacht besser reagieren zu können.

Sie fanden weiterhin die Unterstützung des reformiert erzogenen Heinrich von Navarra, der 1589 nach der Ermordung Heinrichs III. als Heinrich IV. König von Frankreich wurde. Er konvertierte zwar 1593 zum Katholizismus (Paris ist eine Messe wert), sicherte aber seinen protestantischen Glaubensfreunden mit dem Edikt von Nantes die Duldung als religiöse Minderheit in seinem Staate.

Bildergalerie zur Bartholomäusnacht »
 

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